Komplexität und »Best Practice«

Würden Sie den folgenden Satz unterschreiben?: »Ein komplexes Problem hat keine einfache Lösung.«

Inhalt:

Keine Best Practices

»Anekdotenhaft wissen wir, dass in Stein gemeißelte Formalien genau in dem Moment den Weg verstellen, in dem wir es am wenigsten gebrauchen können. Wenn wir von komplexen Situationen sprechen, sagen wir damit implizit, dass wir sie nicht regeln können.«

So heisst es im Manifest für wirksames Management. Nicht regeln zu können bedeutet hier, keiner Lösungsanleitung folgen zu können.

Das ist ja auch logisch, bedenkt man die Eigenschaften einer komplexen Situation: Es gibt keine Lösung, die jedes Vorkommen des Problem löst. Es gibt keine Handlungsanweisung, die zum immer gleichen Ergebnis führt. Das sind Aspekte komplizierter Situationen, in denen es unveränderliche Regeln gibt, die auf die Akteure einwirken. In komplexen Situationen kann alles auf alles Einfluss nehmen, Regeln verändern sich ständig. Ein gestern als Best Practice gefeiertes Vorgehen muss heute scheitern – und wir können nur nachträglich erkennen, warum.

Verbesserung in kleinen Schritten

Stattdessen geht es um viele kleine Schritte, die sich nicht überschneiden sollten, damit man ihre Effekte messen kann. Das ist gemeint, wenn von Iterationen oder Inspect & Adapt gesprochen wird. Das Muster ist dabei immer gleich:

  1. Situationsanalyse
  2. Problemeingrenzung
  3. Hypothesen bilden, Alternativen aufzeigen
  4. Tragweite analysieren – Chancen und Risiken abschätzen
  5. Lösungsauswahl
  6. Entscheidung
  7. Umsetzung
  8. Nachbereitung und Lernen

Diese Schritte helfen auch bei der Fokussierung in Meetings.

Warum greifen wir, obwohl wir den passenderen Weg kennen, so oft zum Dampfhammer und machen einfach?

Wecker, der auf fünf vor zwölf steht.
»Zeit ist Geld, machen Sie endlich!« – Wer VUCA sagt, muss Zeit mitbringen. Alles andere ist Theater.

Wer VUCA sagt, muss Zeit mitbringen. Alles andere ist Theater.

Vermeintliche Risikominimierung

Vielleicht sind wir einfach so gestrickt. Es kostet Disziplin, sich für eine Maßnahme zu entscheiden und abzuwarten. Dem gegenüber steht der Wunsch, so schnell wie möglich das beste Ergebnis zu erzielen. Was, wenn die entschiedene Maßnahme nicht den gewünschten Effekt hat? Haben wir versagt? Lieber drei Dinge gleichzeitig mit höherer Chance, dass eines zündet!

Diese Situation kennen wir alle. Und wir wissen auch, wie sie enden wird. Das Problem verlagert sich, niemand kann sagen, welche Maßnahme wie viel Anteil daran hatte, und das Theater geht von vorne los.

Professionelle Nichtwissende

Ich hatte Anfang des Jahres das Privileg mit dem Berliner Service-Design-Studio Dayone zu arbeiten. Dayone bildet Hypothesen und testet sie. Nico Wohlgemuth sagt über sein Studio: »Wir sind professionelle Nichtwissende.«

Und das finde ich eine großartige Haltung. Sie verbindet viele wichtige Themen. Aus der Achtsamkeit die Haltung des Anfängergeists, aus agilem Vorgehen die Idee der Iteration in kleinen Schritten, aus der Systemtheorie die unvorhersehbare Veränderung durch Handlung.

Als Agile Coach für Führungskräfte gehe ich mit Ihnen nicht mehr, sondern die wertvolleren Schritte.


Ihr Sascha A. Carlin

Als Agile Coach verhelfe ich Führungskräften in der Softwareentwicklung zu mehr Wirksamkeit.

Kontaktaufnahme jederzeit via E-Mail oder Telefon +49 30 40782375.